Felder (Landschaften) der Philosophischen Praxis


Zwar ist eine Philosophische Praxis ein weites Feld, die Erde dieses Feldes ist meist aber jenes der Sorge. Gemeint ist damit eine sich kümmernde Sorge, eine bewegte und bewegliche Sorge, eine Sorge, wie ein im leichten Wind sich wiegendes Getreidefeld.

Der erste Schritt der Sorge ist die Selbstsorge. Selbstsorge zeigt sich durch Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber. Diese Aufmerksamkeit soll durch Übung zu einer Haltung werden, aus der heraus (Lebens-)Wege begangen werden können. Aus und mit dieser Grundhaltung der Selbstsorge kann eine Sorge um einen Anderen erst entstehen. Selbstsorge meint also nicht Egoismus oder Egozentrismus, Selbstsorge ist das Übungsfeld, auf dessen Boden sich eine Sorge für jemand Anderen entwickeln kann.

So wie die Pflege eines Feldes mit den Vorbereitungen für die Aussaat beginnt und viele verschiedene Arbeitsgänge bis zur Ernte notwendig folgen, so ist es auch um die Übung der Sorge bestellt. Philosophische Tugenden wie Staunen, Humor, Mut und Skepsis sind hier hilfreiche Werkzeuge. Um sich in diesen (Lebens-)Landschaften – die sich ja nicht nur in Feldern, sondern gelegentlich auch in dichten, kaum zu durchdringenden Wäldern zeigen – nicht zu verlieren oder zu verirren, um vielmehr neue Orientierungen zu bekommen, können (philosophische) Landkarten und vor allem eine (philosophische) Begleitung auf dem Weg gute Dienste leisten.

Gerade in schwierigen Lebenssituationen, Krisen, bei schweren Krankheiten und in der Konfrontation mit unserer Endlichkeit, bei existentiellen Fragen also, in Situationen, wo die sich kümmernde Sorge bedroht ist durch Erstarrung und Blockierung, bietet sich ein philosophisches Innehalten an, um sich so zu besonnenen weiteren Schritten zu befähigen.



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„Philosophie heißt in Wahrheit, von neuem lernen, die Welt zu sehen.“


Maurice Merleau-Ponty